Was ist Service-Learning / Lernen durch Engagement (LdE)?

Service-LearningLernen durch Engagement (LdE) ist eine Lehr- und Lernform, die gesellschaftliches Engagement von Schüler*innen mit fachlichem Lernen verbindet. Die Kinder und Jugendlichen setzen sich für das Gemeinwohl ein, sei es im sozialen, ökologischen, politischen oder kulturellen Bereich. Sie tun etwas für andere Menschen und für die Gesellschaft und sammeln dabei wichtige Erfahrungen (Service). Sie engagieren sich aber nicht losgelöst von oder zusätzlich zur Schule, sondern als Teil des Unterrichts und eng verbunden mit dem fachlichen Lernen. Das Engagement wird im Unterricht geplant, die Erfahrungen, die die Schüler*innen beim praktischen Einsatz sammeln, werden reflektiert und mit Inhalten der Bildungs- und Lehrpläne verknüpft (Learning).

Lernen durch Engagement ist für alle Schulformen, alle Altersstufen und alle Unterrichtsfächer geeignet.

Kontakt:

Manou Worré
manuelle.worre@zpb.lu
Tel.: (+352) 24 77 52 72

Ein transgenerationelles Projekt des Atert Lycée Redange
  • Schüler*innen einer Sekundarschule beschäftigen sich in Sozialkunde mit Chancengleichheit in unserer Gesellschaft und engagieren sich in unterschiedlichen Projekten in sozialen Einrichtungen.
  • Grundschulkinder üben in der Klasse das betonte Vorlesen, sprechen über geeignete Kinderliteratur und gestalten Märchenvorlesetage in der Kindertagesstätte.
  • Schüler*innen lernen in Physik, wie eine Solarzelle aufgebaut ist und bauen mit Kindern einer benachbarten Unterkunft für Geflüchtete solarbetriebene Spielzeuge.

Für Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten kann Service-Learning ein besonderes Potenzial entfalten. Kinder und Jugendliche, die sonst eher auf Unterstützung angewiesen sind, werden bei LdE selbst zu Unterstützern.

  • Schüler*innen und Lehrer*innen trainieren Demokratie- und Sozialkompetenz.
  • Schüler*innen lernen Wissen praktisch anzuwenden und produktiv für die Gesellschaft einzubringen. Sie verstehen schulische Inhalte tiefer und umfassender.
  • Schüler*innen werden motivierter, selbstbewusster und leistungsstärker, ihre Haltung zu Schule wird positiver.
  • Die Schule verändert sich: Sie öffnet sich nach außen, entwickelt ein Klima der Kooperation und verstärkt die individuelle Förderung der Schüler*innen.
  • Realer Bedarf : das Engagement gut vorbereiten

Das Engagement der Schüler*innen reagiert auf einen realen Bedarf. Sie übernehmen bei ihrem Engagement Aufgaben, die von allen Beteiligten als sinn- und bedeutungsvoll wahrgenommen werden.

  • Curriculare Anbindung : den Unterricht mit LdE planen und gestalten

Service-Learning ist Teil des Unterrichts und das Engagement wird mit Lerninhalten und Kompetenzen aus dem Bildungsplan verknüpft.

  • Reflexion : Lernen und Engagement verbinden

Erst durch das Nachdenken über das, was sie beim Engagement erwartet, was sie dort erleben und was all das mit ihrem eigenen Lernen und dem größeren gesellschaftlichen Kontext zu tun hat, erwächst für die Schüler*innenein emotionaler, sozialer und kognitiver Kompetenzgewinn aus den praktischen Erfahrungen.

Sie zu einer solchen aktiven Verarbeitung ihrer Erfahrungen anzuregen und bei diesem Prozess zu begleiten, ist eine zentrale pädagogische Aufgabe bei LdE. Reflexion als wichtiges Bindeglied zwischen Engagement und Lernen sollte daher vor Beginn des Engagements, währenddessen und danach stattfinden und unterschiedliche Themen berücksichtigen.

  • Schülerpartizipation: Teilnahme ermöglichen und begleiten

Kinder und Jugendliche sollen bei Lernen durch Engagement echte Teilhabe erfahren und das in allen Phasen des Projekts – von der Planung und Durchführung bis zum Abschluss. Sie sollen aktiv mitbestimmen, Entscheidungen treffen, ihre Ideen einbringen und umsetzen.

In qualitätsvollen LdE-Vorhaben wird den Kindern und Jugendlichen echte Verantwortung übertragen und das nicht nur im Engagement, sondern auch im Unterricht und für ihren eigenen Lernprozess. Das bringt für die Lehrer*innen bei Lernen durch Engagement ein Nachdenken über die eigene Rolle und Haltung mit sich.

  • Engagement außerhalb der Schule: mit Engagementpartnern zusammenarbeiten

Bei Lernen durch Engagement geht es immer auch um die Öffnung von Schule nach außen, um das Entdecken anderer Lernorte und Lebensweisen und neuer Perspektiven. Im Kontakt mit Altersheim, Gemeindeamt, Jugendlichen mit Suchterkrankungen, Umweltschutzverein, Menschen mit Fluchterfahrung und vielen anderen setzen sich die Schüler*innen mit authentischen Situationen und Bedürfnissen auseinander. Sie reden, planen und kooperieren mit Menschen unterschiedlicher Lebens- und Erfahrungshintergründe.

  • Anerkennung und Abschluss: das Engagement aller Beteiligten wertschätzen

Jungen Menschen etwas zuzutrauen, ihre Ideen und ihr Engagement wertzuschätzen und regelmäßiges Feedback zu ermöglichen – dies zeichnet qualitätsvolles Lernen aus. Deshalb ist am Ende jedes LdE-Projekts eine gemeinsame Auswertung und ein feierlicher Abschluss vorgesehen.

Das Zentrum fir politesch Bildung unterstützt die Methode Lernen durch Engagement sowie die Schulen, Lehrer*innen und Erzieher*innen die ein LdE-Vorhaben planen und durchführen möchten.

Das ZpB :

  • übernimmt eine beratende Rolle
  • organisiert und bietet Fortbildungen an
  • stellt Material zur Verfügung
  • vernetzt die Lehrer*innen und die Schulen
  • pflegt den aktiven Kontakt zum Ausland, um die internationalen Tendenzen in Sachen LdE zu verfolgen und an Luxemburg anzupassen.

2017/2018 haben Schüler*innen der Klasse 2 G CG des Atert Lycée Redange ein transgenerationelles Pilotprojekt mit dem Centre intégré pour personnes âgées aus Redingen durchgeführt.

Die Schüler*innen kombinierten Fachwissen aus den Fächern „Projektmanagement“ und „Économie politique“ und engagierten sich im März 2018 in Diskussionsrunden im Altersheim über die Themen Frauen und Arbeit, Frauen in der Gesellschaft sowie Globalisierung.

Dazu analysierten sie die Rolle unseres Sozialstaats und setzten sich mit den Herausforderungen der Bevölkerungsalterung und den Kosten der Pflegebedürftigkeit auseinander. Durch das Engagement außerhalb der Schule wurden ihre fachlichen, sozialen und persönlichen Kompetenzen gefördert.

Für das Schuljahr 2018/2019 sind, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Sekundarschulen, die ersten Service-Learning-Projekte in Luxemburg geplant. Das ZpB unterstützt diese Projekte und veröffentlicht einige best practices auf seiner Webseite.

  • Seifert, A.; Zentner, S.; Nagy, F. (2012). Praxisbuch Service-Learning. “Lernen durch Engagement” an Schulen. Weinheim und Basel: Beltz.
  • Seifert, A. (2011). Resilienzförderung an der Schule: Eine Studie zu Service-Learning mit Schülern aus Risikolagen. Wiesbaden: VS-Verlag.
  • Deutsche Bahn Stiftung, Stiftung Lernen durch Engagement (2018), Praxisleitfaden Berufene Helden.